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Philippe HUREL
Philippe Hurel wurde 1955 in Domfront in Frankreich geboren und begann seine musikalische Ausbildung in Toulouse. Ab 1981 studierte er am Conservatoire National Supérieur de Musique in Paris (CNSM) bei Ivo Malec (1. Preis in Komposition) und bei Betsy Jolas (1. Preis in Analyse); zusätzlich besuchte er von 1983 bis 1985 die Vorlesungen von Tristan Murail über das Verhältnis von Komposition, Akustik und Informatik. 1985/86 und 1989/90 arbeitete er im Bereich „Klangforschung“ am Forschungsinstitut für Akustik/Musik IRCAM, von 1986 bis 1988 war er Stipendiat der Villa Medici in Rom.
1995 wurde Hurel mit dem Förderpreis der Siemens-Stiftung für Six miniatures en trompe-l'œil ausgezeichnet, einem Auftragswerk des Ensemble intercontemporain. Seit 1997 lehrt er Komposition am IRCAM im Rahmen des Studiengangs Musikinformatik. Neben seiner Tätigkeit als Komponist ist er seit 1990 auch künstlerischer Leiter des Ensemble Court-Circuit, das er zusammen mit Pierre-André Valade gründete.
Seine Werke kamen mit zahlreichen Ensembles und Orchestern – Ensemble intercontemporain, London Sinfonietta, Avanti, Itinéraire, Ensemble 2e2m, Musique Oblique, Ensemble Erwartung, Ex Novo Ensemble (Venedig), IGNM Basel, Solisten der RAI, Oslo Sinfonietta, Nouvel Ensemble Moderne (Montreal), Wiener Ensemble des 20. Jahrhunderts, Court-Circuit, Ensemble Musique Nouvelle (Bordeaux), Nieuw Ensemble (Amsterdam), Tactus (Mailand), Tokyo Sinfonietta, Orchestre National de Chambre von Toulouse, Les Percussions (Straßburg), Musicatreize, Rundfunkorchester Helsinki, Orchestre de Paris, Sinfonieorchester Melbourne, Royal Stockholm Philharmonic Orchestra, Orchestra di Santa Cecilia (Rom), Orchestre Philharmonique de Radio France, Orchestre National d'Ile-de-France, Orchestre Poitou-Charentes, Philharmonie de Lorraine – unter der Leitung berühmter Dirigenten wie Pierre Boulez, Esa Pekka Salonen, Kent Nagano, David Robertson, Ed Spanjaard, Peter Eötvös, Markus Stenz, Arturo Tamayo, Antony Pay, Lorraine Vaillancourt, aber auch junger Dirigenten wie Pierre-André Valade, Pascal Rophé und Renato Rivolta zur Aufführung.
Philippe Hurel gehört jener Generation von Komponisten an, die die Prinzipien der sogenannten Spektralmusik entwickelten, welche Ende der 1970er-Jahre von Gérard Grisey und Tristan Murail begründet wurde. Den Merkmalen dieser ästhetischen Strömung entsprechend, integriert Hurels Musik, die stark auf Klangfarbe ausgerichtet und auf Nachvollzug beim Zuhören angelegt ist, bestimmte Verfahren, die den schrittweisen Übergang von einem Zustand des Klangmaterials in einen anderen ermöglichen. Aber weil der Komponist ein ebenso großes Interesse für das Kontrapunktische hegt, vermochte er dieses Prinzip der kontinuierlichen Überleitungen mit der klassischeren Form der Variation in Einklang zu bringen, und zwar so, dass in allen Werken ab Pour l’image auf bereits gehörte „musikalische Situationen“ zurückgegriffen wird und diese in den sich weit fortentwickelnden musikalischen Verlauf integriert werden. Dieses Prinzip der doppelten Wahrnehmung, das die möglichen Verständnisebenen vermehrt, ist kennzeichnend für die Vorliebe des Komponisten für Vieldeutigkeit. Mithin unterbreiten die meisten Werke eingeschobene klangliche Anamorphosen zwischen Rastern, die die Gesamtheit der Instrumentallinien und Vielstimmigkeit in eins verschmelzen und damit den Melodien und Klangfarben der Instrumente ihre Individualität zurückgibt.
Diese paradoxen Hergänge, die sehr stark von Untersuchungen auf dem Gebiet der Psychoakustik beeinflusst wurden, reihen Philippe Hurel in den Kreis jener Komponisten ein, die in den letzten Jahren die Rolle von Melodie und Rhythmus am gründlichsten überdacht haben.
Sämtliche melodischen Linien, die er komponiert, sind nach dem – seit 1986 von ihm entwickelten – Prinzip der Rekursivität erarbeitet und bilden dieserart Polyphonien, die besonders gelungene Übergänge von der Klanglinie zum Klanggewebe erlauben. In harmonischer Hinsicht konstruiert Hurel untemperierte Klangkonglomerate, die er mit zunehmender Kühnheit miteinander verkettet, weil er die Erkundung der Mikrointervalle für eines der wichtigsten Anliegen der heutigen Musik hält.
Im Übrigen befasst sich der Komponist heute, nachdem er sich zunächst mit der Gliederung von aus unterschiedlichen wiederkehrenden Rhythmen bestehenden Klangfluten zufriedengab, mit der Gliederung komplexer rhythmischer Strukturen, wo jede Stimme einen anderen Prozess durchläuft (nicht-lineare Verlangsamung oder Beschleunigung, Wechsel des Tempos usw.). Seit Miniatures hat er zudem rhythmische Motive wiedereingeführt, die in hohem Maße – und mit Bedacht – vom Jazz beeinflusst sind. Mithin strebt die Musik von Philippe Hurel, auch wenn sie einer strengen Verfahrensweise zu gehorchen scheint, eine große stilistische Heterogenität an.
Guy Lelong
Konzerte
Werke, die komponiert wurden von Philippe HUREL
Diskografie
… à mesure,pour ensemble instrumental
Ensemble Court-Circuit – Direction : Pierre-André Valade
Enregistrement CD sous le label Æon AECD 0105.
Ensemble Eighth Blackbird
Enregistrement CD sous le label Cedille Records CDR 90000 133
Diamants imaginaires, diamant lunaire,pour ensemble instrumental et dispositif électronique
Ensemble Instrumental – Direction : Ed Spanjaard.
Enregistrement CD “Villa Medicis 88” SCD 8804 Salabert-Trajectoires MFA (distribution : Adda AD184).
Eolia,pour flûte
Flûte : Pierre-André Valade.
Enregistrement CD ADDA 581075.
Fragment de lune,pour ensemble instrumental et dispositif électronique
Ensemble Musique Oblique – Direction : Philippe Hurel.
Enregistrement CD Musidisc – Una Corda Accord 201272.
Leçons de choses,pour ensemble instrumental et dispositif électronique
Ensemble InterContemporain – Direction : Ed Spanjaard.
Enregistrement CD dans la collection Compositeurs d’aujourd’hui,
IRCAM / EIC / ADES / Fondation Crédit Lyonnais AD 750.
Opcit,pour clarinette
Clarinette : Alain Damiens.
Enregistrement CD dans la collection Compositeurs d’aujourd’hui,
IRCAM / EIC / ADES / Fondation Crédit Lyonnais AD 750.
Opcit,pour saxophone
Saxophone : Marie-Bernadette Charrier.
Enregistrement CD Octandre OC 931.
Pour l’image,pour 14 instruments
Ensemble Instrumental – Direction : Ed Spanjaard.
Enregistrement CD “Villa Medicis 88” SCD 8804 Salabert-Trajectoires MFA (distribution : Adda AD184).
Pour l’image,pour 14 instruments
Ensemble InterContemporain – Direction : Ed Spanjaard.
Enregistrement CD dans la collection Compositeurs d’aujourd’hui, IRCAM / EIC / ADES / Fondation Crédit Lyonnais AD 750.
Pour Luigi,pour 5 instruments
Ensemble Court-Circuit – Direction : Pierre-André Valade.
Enregistrement CD dans la collection Wittener Tage für neue Kammermusik 1999.
Enregistrement CD sous le label Æon AECD 0105.
Six miniatures en trompe-l’œil,pour 14 instruments
Ensemble InterContemporain – Direction : Ed Spanjaard.
Enregistrement CD dans la collection Compositeurs d’aujourd’hui, IRCAM / EIC / ADES / Fondation Crédit Lyonnais AD 750.
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